Ein schneller und einfach anzuwendender Histamin-Schnelltest, der Menschen mit Histaminintoleranz hilft, die Histaminkonzentration in ihrer Nahrung zu testen.
Nicht größer als ein Insulinpen: Die Idee des Histamin-Schnelltest könnte das Leben von Menschen mit Histamin-Unverträglichkeit erleichtern. Noch befindet sich der Test aber in der frühen Erprobungsphase.

09.12.2020

Histamin Schnelltest

Industrial Design Case Study | Klein und intuitiv nutzbar: Design für ein besseres Leben

Lebensmitteltest in Echtzeit

defortec ist Partner eines Forschungsprojektes, das bis 2019 die Machbarkeit eines Histamin-Schnelltests untersuchte. Zu den Projektpartnern gehören außerdem das NMI (Naturwissenschaftliche und Medizinische Institut an der Universität Tübingen) sowie die Contexo GmbH. Der Schnelltest soll Menschen mit Histamin-Unverträglichkeit künftig in die Lage versetzen, den Histamin-Gehalt von Nahrungsmitteln schnell und sicher selbst zu bestimmen.

 

Histamin in Nahrungsmitteln ist ein Problem

Weltweit leiden rund drei Prozent der Menschen an einer Histamin-Unverträglichkeit, also rund eine viertelmilliarde Menschen. In Deutschland gibt es etwa zwei Millionen Menschen, die auf zahlreiche Lebensmittel verzichten müssen. Bislang wuden Histamin-Analysen aufwendig im Labor durchgeführt, eine individuelle Prüfung war nicht möglich. Da der Histamin-Gehalt beispielsweise in Fisch, Käse, Wein oder Sauerkraut je nach Frische oder Reifegrad schwankt, helfen die Labor-Analysen im Alltag wenig.

 

Histamin daheim bestimmen?

Das Forschungsprojekt sollte untersuchen, ob sich ein vom NMI entwickeltes Testprinzip so in ein Produkt überführen lässt, damit Privatanwender selbstständig und spontan die Histamin-Werte ihrer Lebensmitteln ermitteln können.

Im Rahmen des Zentralen Investitionsprogrammes Mittelstand (ZIM) wurde das Vorhaben vom Bundeswirtschaftsministeriums gefördert.

 

Prozessdesign und Industriedesign

defortec konzentrierte sich auf die Aspekte rund um das Industrial Design, also um Ergonomie, Werkstoffe, Aspekte der Produktion und die Gestaltung. Das Single-Use-Produkt soll im Spritzgussverfahren mit biologisch abbaubaren Kunststoffen hergestellt werden. Das über zweijährige Projekt erwies sich als ausgesprochen komplex – wegen des neuen Testverfahrens, aber auch wegen des Anspruches der Miniaturisierung, der Massenproduktionsfähigkeit und der Möglichkeit, sowohl flüssige wie feste Lebensmittel zu prüfen.

 

Design Thinking zum Start

Beim Projektstart lud defortec alle Projektpartner zum Design Thinking Workshop, der zunächst die Zielgruppe, deren Erwartungen sowie den Use Case definierte. Die konkrete Entwicklung umfasste aufwendige Versuchsreihen, vor allem unter funktionalen und ergonomischen Gesichtspunkten. Aus den CAD-Entwürfen generierte man per 3D-Druck immer wieder neue Funktionsmodelle, perfektionierte die Nutzung und die Miniaturisierung – schließlich soll das Endprodukt in etwa die Größe eines Insulinpens haben.

 

Usability im Fokus

Das zum vorläufigen Projektabschluss vorliegende Produktkonzept basiert auf einem schlanken Zylinder, an dessen Spitze die festen oder flüssigen Proben entnommen werden. Das Ergebnis wird nur Minuten später auf dem integrierten Teststreifen optisch ausgegeben. Der von defortec konzipierte Prototyp ist sehr ausdetailliert und bereits für die Massenproduktion per Spritzguss optimiert. Der Produktionsstart allerdings steht noch nicht fest, momentan arbeitet man am NMI an der praktischen Felderprobung des Verfahrens.

Wann der Histamin-Schnelltest als alltagstaugliches Produkt zu haben sein wird, ist derzeit nicht absehbar.

 

Welche Herausforderungen defortec zu meistern hatte und wie es mit dem innovativen Projekt weitergeht lesen Sie in der ausführlichen CaseStudy.

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